Bundeselternratstagung 2025

VON ANFANG BIS ZUKUNFT war der Titel der 92. Bundeselternratstagung (BERT) vom 7. bis zum 9. März 2025 in der Neuen Waldorfschule Dresden, die gemeinsam von zwei Dresdner Waldorfschulen (NWS & FWS) und der Bundeselternkonferenz gestaltet wurde. Der Untertitel ‚Lebendige Ideen Rudolf Steiners‘ zeigte den Fokus mit den Schwerpunkt-Themen:

  • Anthroposophie & Waldorfpädagogik
  • Wirtschaft & Nachhaltigkeit
  • Die Kunst des Sozialen

In Form von Podiumsgesprächen, Workshops und Werkstatt-Formaten näherte man sich den Themen und versuchte, diese lebendig erfahrbar zu machen. 

Es war uns Ehre und Verantwortung zugleich, im Steiner Jubiläumsjahr eine Bundeselternratstagung in Dresden zu gestalten und so eine Brücke vom Gründungsimpuls der Waldorfschule hin zu den Aufgaben und Herausforderungen der Waldorfschulen in der heutigen Zeit zu schlagen. Dabei wollten wir insbesondere die Aktualität der lebendigen Ideen Rudolf Steiners für die Zukunftsfähigkeit der Schulen in den Blick nehmen.

Silke Hohmuth vom BERT-Orga-Team

Gerald Häfner, Leiter der Sektion Sozialwissenschaften am Goetheanum, betonte in seinem Eröffnungsimpuls “Rudolf Steiner und die Waldorfschule – Von Anfang bis Zukunft” dass wir in den Waldorfschulen Anthroposophie mehr denn je brauchen – und zwar als lebendige Haltung, die Abgründe überwindet und den anderen wirklich verstehen will. 

Im Rahmen der Tagung zeigte sich, dass gerade das Soziale in den Schulen eine hohe Kunst ist, die es gemeinsam zu gestalten gilt und die zugleich für jeden selbst persönliches Entwicklungspotenzial bereit hält. 

Eltern, Lehrkräfte, Jugendliche und weitere Mitarbeitende aus Schulen und auch Kindergärten, insgesamt ca. 270 Menschen aus rund 100 Waldorfschulen, kamen nach Dresden. Übrigens dauerte es 22 Jahre, nach der BERT 2003 an der FWS Leipzig, bis eine ‘Ostschule’ wieder Gastgeberin dieser Tagung war. Dabei mangelt es hier wahrlich nicht an Initiativkraft: Die Schulen sind vergleichsweise jung, oft sind die Gründungseltern noch selbst Schuleltern und gewohnt zu improvisieren, was bei einem Event wie einer BERT wirklich hilfreich ist. 

Die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland als inhaltlichen Partner und gleich mehrere Impulsgebende aus dem Goetheanum zu gewinnen, war dem Orga-Team von Anfang an ein echtes Anliegen! “Wir haben in der Vorbereitung gemerkt, wie viele wirklich tiefe Fragen es zu den ‘Lebendigen Ideen Rudolf Steiners’ in den Schulen gibt – hierfür braucht es sichere Quellen und Menschen, mit denen man diese Fragen bewegen kann.” so ist aus dem Orga-Team zu hören, das die Hoffnung hat, perspektivisch häufiger in direkten Austausch und möglicherweise in ein Miteinander zu relevanten Themen in den Schulen und auch zu den großen Fragen unserer Zeit zu kommen.

Dabei zeigte es sich in der Zusammenarbeit für die Dresdner BERT vorteilhaft, dass mit Klaus-Peter Freitag ein Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland die Waldorfschulen, insbesondere die im Osten, wirklich gut kennt, und so auch “sensible Themen” gut bewegt werden konnten, wie im Dialograum “Anthroposophie, Demokratie & gesellschaftliches Engagement” gemeinsam mit Gerald Häfner von der Sektion Sozialwissenschaften am Goetheanum.

Es gäbe von so vielen Highlights zu berichten – und das wird auch noch passieren, denn es wird einen Nachbericht zur BERT2025 geben, in dem Impulse und Mehrwerte der Workshops und Werkstätten geteilt werden sollen. 

Rückblickend war die BERT2025 durchaus bewegend in der Vorbereitung: Einerseits gelang der Wunsch nach gelebtem ‘Miteinander & Füreinander’ im inhaltlichen Orga-Team von Eltern aus vier Schulen der Region auf ganz außergewöhnliche Weise. Auch gab es so besondere Lichtblick-Momente mit einer Vielzahl von Menschen aus der Elternschaft der gastgebenden Schulen, mit Lehrkräften, Mitarbeitenden im Bund der Freien Waldorfschulen und mit Menschen aus anthroposophischen Organisationen und Unternehmen, die – teils selbst Waldorfeltern – das Dresdner Engagement, Anthroposophie in den Waldorfschulen zu beleben, auf außergewöhnliche Art unterstützten.

Gleichzeitig war die Vorbereitungszeit doch von einigen konfliktreichen Turbulenzen geprägt, gab es üble Nachrede und Ausschlüsse und wurde deutlich, wie wirksam und verführerisch jene Kräfte sind, die ein Miteinander & Füreinander schwächen oder sogar verhindern wollen und dass diese nicht nur von außen kommen, sondern auch in uns und durch uns selbst wirken bzw. von uns selbst – oft unbewusst – genährt werden. 

Es gelang nicht, die Konflikt-Ursachen wirklich zu ergründen oder sie im Miteinander der Beteiligten zu lösen. Doch es gelang, eine wirklich großartige BERT zu gestalten und zwar so, dass kaum jemand der Gäste etwas von den Konflikten mitbekommen hat. Und – ganz ungeplant – entstand durch die Konfliktsituation als Lösungsansatz für schulverbindende Eltern-Initiativkraft jenseits von Gremien und formalen Zwängen die freie Initiative ‚Waldorfeltern‘.

Jetzt nach der BERT bewegt einige Menschen aus dem Orga-Team die Frage, wie mit dem umzugehen ist , was war: Könnte eine Aufarbeitung gelingen? Haben die Beteiligten die Bereitschaft dafür und lohnt sich das hierfür notwendige Zeit-Investment? Wer könnte einen solchen Prozess begleiten? Oder würde ein Rückblick nur das schöne Erlebte trüben und hält ab von dem, was jetzt ansteht? Lässt man das Thema besser einfach ruhen, wissend, dass es weiter wirkt? Wie werden mehr Menschen wachsam für das Wahrnehmen jener Kräfte, lernen diese zu erkennen und klar zu benennen? Wo sind die Vorbilder und Gelingensbeispiele in unseren Organisationen, von denen wir in solchen Momenten lernen können?

Eines dieser guten Beispiele für Schulmiteinander ist die Waldorfschule Gröbenzell und mit großer Dankbarkeit blicken wir auf Karl-Dieter Bodack, der die Dresdner BERT kurz vor seinem Tod (am 13.3.25) mit zwei Workshops zum anthroposophischen Sozialimpuls bereicherte und sich sichtlich wohl fühlte im Gewusel der Waldorfeltern. In der von ihm geteilten Präsentation kann man beginnen zu verstehen, wie jene oben genannten Kräfte wirken und welche Ordnung für ein gutes Miteinander von Schulgemeinschaften förderlich ist. Es war eine solche Freude, ihn zu erleben! 

Es ist im Übrigen immer eine Freude, mit Menschen im Austausch zu sein, die tief verwurzelt sind in der Anthroposophie. Durch sie kommt eine andere Qualität und Perspektive in die Themen hinein, stellen sich andere Fragen und ist eine andere Bewegung hin zu Verbindung und Verbundenheit möglich.

Solche Menschen braucht es heute mehr denn je in der Waldorfschul-Welt. Menschen, die Impulse geben und verstehen helfen, die ‘Kunst des Sozialen’ im formalen Rahmen wie auch mit inneren Fragestellungen zu bewegen. Menschen, die Freude an den Fragen der Waldorfeltern haben und ihrem Ringen mit und Verstehen Wollen der Anthroposophie und Waldorfpädagogik. So ist persönliche Entwicklung möglich, um gerade in konfliktreichen Zeiten mit ruhigem Herzen den vor uns liegenden Weg zu gehen.

Einen noch unbekannten Weg, auf dem Gräben liegen und so auch ein Auftrag, wenn man dies als solchen verstehen will, Brücken zu bauen, um Begegnung zu ermöglichen, Verbindung und Verbundenheit zu schaffen und zu leben. Zwischen Ost und West genauso wie zwischen den Menschen in unseren Schulen, Kindergärten und letztendlich der ganzen Gesellschaft.

Fotos in der Galerie von Birgit Thiemann, Karl-Schubert-Schule Leipzig

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert