Autor: Silke Hohmuth

  • Selbstverwaltung – gemeinsam Schule* gestalten

    * Wir sprechen hier im Artikel von Waldorfschulen, doch die Impulse zu Selbstverwaltung und gesundender Zusammenarbeit gelten ebenso für andere anthroposophische Einrichtungen – von Waldorfkindergärten über heilpädagogische und medizinische Einrichtungen bis zu landwirtschaftlichen Betrieben.

    Die große Frage für die Zukunft wird sein:
    Wie werden wir uns zu benehmen haben gegenüber den Kindern,
    wenn wir sie so erziehen wollen, daß sie als Erwachsene
    in das Soziale, das Demokratische, in das Liberale
    in umfassendsten Sinne hineinwachsen können?
    Rudolf Steiner, GA 296a

    Immer wieder taucht sie auf, diese Frage – bei neuen Eltern genauso wie bei denen, die schon länger Teil der Schulgemeinschaft sind: Was bedeutet eigentlich „Selbstverwaltung“ – und warum ist sie so wichtig in Waldorfschulen?

    Selbstverwaltung heißt: Die Menschen, die eine Schule tragen und gestalten – Lehrkräfte, Eltern und Mitarbeitende – übernehmen gemeinsam Verantwortung für die Entwicklung der Schule. Es geht also nicht darum, dass jemand „von außen“ entscheidet, sondern darum, dass wir als Gemeinschaft bewusst und eigenständig gestalten lernen.

    Das ist manchmal herausfordernd und an jeder Schule ganz individuell – und doch immer eine große Chance. Denn überall dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen, einander zuhören und im echten Dialog handeln, kann etwas Heilsames entstehen: ein Miteinander, das stärkt, verbindet und lebendig macht.

    Gesundende Zusammenarbeit – ein Impuls aus unserer Zukunftstagung

    Ein inspirierender Impuls entstand im Nachgang zur Werkstatt „Anthroposophie, Demokratie und gesellschaftliches Engagement“ im Rahmen der #BERT2025: 

    Wir möchten als Initiative Waldorfeltern gesundende Formen der Zusammenarbeit fördern – Arbeitsweisen, die Menschen in den Schulgemeinschaften stärken, anstatt sie zu erschöpfen.

    Dabei geht es uns nicht nur um äußere Strukturen, sondern auch um eine innere Haltung. Wir verstehen diese Entwicklung als gemeinsames Lern- und Forschungsfeld: Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen begegnen sich auf Augenhöhe, lernen voneinander, probieren Neues aus und reflektieren gemeinsam, was trägt – und was vielleicht noch wachsen darf.

    Im Mittelpunkt steht das Erleben von Selbstwirksamkeit – dieses befreiende Gefühl: Ich kann etwas bewirken! – Dies ist eine der wichtigsten Quellen gesunder Entwicklung – für jeden Einzelnen ebenso wie für die Gemeinschaft als Ganzes.

    Selbstwirksamkeit entsteht dort, wo Menschen ihre Fähigkeiten einbringen dürfen, gehört werden und in einer wertschätzenden, lebendigen Zusammenarbeit erleben, dass ihr Tun Bedeutung hat.

    Selbstverwaltung und Soziale Dreigliederung

    Rudolf Steiner dachte Selbstverwaltung im Rahmen seiner Sozialen Dreigliederung, nach der eine gesunde Gesellschaft auf drei eigenständigen Lebensbereichen beruht.

    • Geistesleben (Bildung, Kunst, Religion) – hier soll Freiheit herrschen.
    • Rechtsleben (Politik, Gesetzgebung, gemeinsame Regeln) – hier gilt Gleichheit.
    • Wirtschaftsleben (Produktion, Konsum, Arbeit, Finanzen) – hier soll Brüderlichkeit wirken.

    Die Schule gehört in erster Linie zum freien Geistesleben. Bildung soll also von innen heraus gestaltet werden – aus der Verantwortung und Kreativität derjenigen, die mit den Kindern leben und arbeiten.

    Doch in der Praxis berührt das Schulleben immer auch die anderen beiden Bereiche:

    • Im Rechtsleben, wenn es um Fragen von Verantwortung, Transparenz, Entscheidungswegen oder Gerechtigkeit innerhalb der Gemeinschaft geht.
    • Im Wirtschaftsleben, wenn finanzielle Mittel verteilt, Gehälter verhandelt oder Ressourcen gemeinschaftlich verwaltet werden.

    Damit Selbstverwaltung wirklich gelingen kann, braucht es ein Bewusstsein für diese drei unterschiedlichen Wirkkräfte und die Fähigkeit, sie in ein lebendiges Gleichgewicht zu bringen: Freiheit im pädagogischen Gestalten, Gleichwertigkeit in Entscheidungen und Solidarität im Umgang mit materiellen Ressourcen.

    Wenn Eltern und Lehrpersonen gemeinsam für dieses Verständnis eintreten, geschieht mehr als Organisation einer Schule: Es entsteht ein sozialer Übungsraum, in dem Vertrauen, Verantwortung und Freiheit immer wieder neu in Balance gebracht werden – und damit ein lebendiger Beitrag zur Erneuerung des gesellschaftlichen Lebens im Sinne Rudolf Steiners.

    Wie kann das konkret aussehen?

    1. Auf der persönlichen Ebene

    Es gibt verschiedene Wege, die eigene Fähigkeit zur Zusammenarbeit zu stärken, zum Beispiel durch:

    • Fortbildungen zur „Philosophie der Freiheit“ (→ philosophie-der-freiheit.de): eine Schulung des eigenen Denkens und Wollens.
    • „Verletzlichkeit als Ressource“ (→ verletzlichkeit.jetzt): ein Ansatz, der dazu einlädt, Offenheit und Echtheit als Kraftquelle in die Zusammenarbeit einzubringen.
    • Impulse durch Vorträge oder Workshops zu Kommunikation, Werten, Konfliktlösung: Es gibt zahlreiche Methoden, wie Konflikte nicht spalten, sondern verbinden können.

    All das kann Eltern wie Lehrkräften helfen, achtsamer, klarer und gemeinsamer zu handeln.

    2. Auf der strukturellen Ebene

    Um Selbstverwaltung im Alltag lebendig zu gestalten, planen wir verschiedene Initiativen:

    • Erfahrungsaustausch Selbstverwaltung
      Eine Selbsthilfe-Gruppe entsteht, die als Anlaufstelle für alle Fragen und Herausforderungen aus der Praxis dient. Hier können Menschen mit konkretem Interesse und Fragen voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren. Du willst mehr wissen? Schreib uns → info@waldorfeltern.de 
    • Umfrage im DACH-Raum (Deutschland – Österreich – Schweiz)
      Wir möchten herausfinden, welche Schulen in den letzten fünf Jahren neue, als fruchtbar erlebte Formen der Zusammenarbeit entwickelt haben.
      So können wir:
      • fähige Prozessbegleiter und Prozessbegleiterinnen sichtbar machen,
      • gute Praxisbeispiele teilen und
      • Schulen miteinander vernetzen, die voneinander lernen möchten.
    • Patenschaften und Modellschulen
      Schulen, die bereits einen gelungenen Entwicklungsprozess durchlaufen haben, können andere Schulen begleiten – wie große Geschwister, die ihre Erfahrungen weitergeben.

    Lernen durch Orientierung – Videos, Webinare und Texte

    Damit auch neue Eltern und Mitarbeitende leichter in das Thema einsteigen können, planen wir eine Reihe von Inspirationsvideos (je ca. 30 Minuten) im Rahmen unserer beliebten Elternschul-Webinar-Reihe, die auch für Lehrpersonen wertvoll ist. Wir widmen uns drei zentralen Schwerpunktthemen, die für jede Form von Selbstverwaltung wesentlich sind:

    • Freiheit und Verantwortung in der Schulgestaltung
      Wie können Entscheidungen so getroffen werden, dass sie sowohl den pädagogischen Impuls als auch das gemeinsame Ganze tragen? Welche Formen von Leitung und Delegation stärken Selbstwirksamkeit und Vertrauen?
    • Transparente Kommunikation und konstruktive Konfliktkultur
      Welche Kommunikationsformen fördern Verständnis und Verbindung? Wie kann aus Spannung und Unterschiedlichkeit echte Zusammenarbeit entstehen?
    • Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft
      Wie kann die wirtschaftliche Dimension einer Schule – von Beiträgen über Gehälter bis zu Investitionen – so gestaltet werden, dass sie Geschwisterlichkeit und gegenseitige Achtung ausdrückt?

    Diese Themen laden dazu ein, Selbstverwaltung als einen lebendigen sozialen Lernprozess zu verstehen – nicht nur als Organisationsform, sondern als Übungsweg für gemeinschaftliches Gestalten.

    Denn Selbstverwaltung ist keine fertige Struktur. – Sie ist ein Weg, den jede Schule individuell – und wir gleichzeitig als Waldorfbewegung gemeinsam – gehen: Schritt für Schritt, im Vertrauen, dass aus dem Miteinander etwas Gesundes wachsen kann.

  • Mysteriendrama Waldorfschule

    Mysteriendrama Waldorfschule

    Der Artikel „Waldorfschule: Aufruf zur Demokratie“ hat Fragen aufgeworfen – und Spannungen sichtbar gemacht. Es geht um politische Haltungen, Erwartungen von außen, persönliche Grenzen. Wen Details und Fakten interessieren, der findet sie hier.

    Etwas bleibt bei dem Diskurs oft unbeachtet: die inneren Bewegungen hinter den äußeren Ereignissen: Was sich hier zeigt, ist mehr als ein Konflikt. Es ist ein Vorgang, der uns alle betrifft – ein zeitgemäßes Mysteriendrama. Gerade in der Michaeli-Zeit, die uns auffordert, dem Schatten bewusst zu begegnen, ist dieser Blick besonders wertvoll.

    Die folgende Charakter-Skizze eines möglichen Theaterstückes lädt dazu ein, diesen inneren Prozessen nachzuspüren – nicht nur dem, was in dem Konflikt gesprochen wird, sondern dem, was sich durch uns vollzieht: zwischen Licht und Dunkel, Angst und Mut, Urteil und Erkenntnis.

    Wer weiß – vielleicht erleben wir es eines Tages als lebendiges Schauspiel auf der Bühne. Bis dahin aber bleibt die Frage: Wer sind wir in diesem Drama?

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    Mysteriendrama Waldorfschule – Licht und Schatten in der Gegenwart

    Viel ist die Rede von politischen Haltungen, öffentlichen Erwartungen, persönlichen Grenzen. Und doch fehlt etwas: der Blick auf das Ganze – auf die inneren Bewegungen hinter den äußeren Vorgängen.

    Was hier geschieht, ist mehr als ein Streit um Positionen. Es ist ein zeitgemäßes Mysteriendrama. Ein Drama, in dem nicht Rollen gespielt, sondern Bewusstseinsprozesse durchlebt werden – zwischen Licht und Schatten.

    Eine Bloggerin aus der Schweiz bringt es ins Rollen. Ein Impuls nur, doch alle springen an. Ihre Worte befeuern Debatten, spalten Lager, schüren Empörung. Für manche ist sie eine mutige Aufklärerin, für andere eine Brandstifterin. Das Drama nimmt Fahrt auf.

    Im Zentrum steht eine Lehrerin. Man wirft ihr vor, sich nicht deutlich genug vom Dunkel distanziert zu haben. Doch was genau ist dieses Dunkel? Ein vager Schatten, der durch Räume zieht – ohne festen Umriss, ohne klaren Namen.

    Der Schatten ist das eigentlich Unheimliche. Er fordert klare Grenzen, duldet keine Zwischentöne. Er zeigt sich in Diskussionen, in Gremien, in Fluren – aber immer bei den anderen. Niemand erkennt ihn bei sich selbst. So wird er zur heimlichen Hauptfigur: formlos, aber wirkungsvoll. Er beeinflusst Entscheidungen – ohne Verantwortung zu übernehmen.

    Der Vorstand steht zwischen den Welten. Nach außen: geschlossen. Nach innen: Zweifel, Sorge, Angst. Eine Figur im Zwielicht – zerrissen zwischen Verantwortung und Selbstschutz.

    Der Bundesverband verlangt „klare Kante gegen rechts“. Ein Ruf nach Licht, nach Orientierung. Doch je lauter der Ruf, desto größer ist die Gefahr, dass die Komplexität im Dunkel verschwindet. Der Verband wird zur Stimme des Zeitgeistes – und verliert dabei den Blick für den einzelnen Menschen.

    Die Eltern suchen Klarheit. Sie erleben die Wirksamkeit einer Lehrerin, die ihren Kindern Halt und Richtung gibt. Und sie fragen: Warum wird Licht entzogen, bevor geprüft wurde, ob es wirklich Schatten wirft?

    Die Schüler, die freiwillig zu ihr kommen, sprechen mit ihrer Präsenz: Hier wirkt etwas Echtes. Jenseits aller Debatten erfahren sie Vertrauen, Förderung, Menschlichkeit.

    Die KollegInnen schweigen oder sprechen nur im Verborgenen – nicht aus Zustimmung, sondern aus Furcht. Denn wer das Wort ergreift, riskiert, selbst in den Schatten gezogen zu werden.

    Und die Erzählerin? Sie spricht nicht für eine Seite – aber sie spricht. Mancherorts als Unruhestifterin beschimpft, anderswo als Mutige gefeiert. Im Drama ist sie die Stimme des Zwischenraums. Ihr Wort provoziert – nicht weil es ordnet, sondern weil es offenlegt.

    Was bleibt?
    Wir alle stehen in diesem Drama nicht als Gegner, sondern als Beteiligte. Es geht nicht um Sieg oder Niederlage – sondern um Bewusstwerdung.
    Was halten wir aus – und wie halten wir zusammen?

    Wer nur Schuldige sucht, verpasst die Wandlung.
    Wer schweigt, wo Zivilcourage nötig wäre, verlängert den Schatten.
    Es ist Zeit, die Bühne nicht zu verlassen – sondern sie bewusst zu betreten.

  • Ein neues Kapitel

    Kurz vor Schuljahresende 2024/25 durften wir im Herzen Dresdens erleben, was möglich ist, wenn Menschen voller Freude und Mut sich einfach zusammentun, um gemeinsam eine Bühne im öffentlichen Raum zu den Ideen Rudolf Steiners zu gestalten.

    Offen gestanden hatten wir im Vorfeld schon Respekt: Gerade im Osten ist es noch eine Schwelle mehr als im Westen Deutschlands, mit Anthroposophie in die Öffentlichkeit zu treten. Hier erinnert man sich noch gut an die Zeit, dass Anthroposophie von der Regierung nicht gewollt war – und man sehr kreativ, mit klarer Haltung und doch sanft bleibend Wege fand, dass Anthroposophie leben konnte….

    Gleichzeitig scheint gerade hier in der heutigen Zeit eine große Offenheit und Neugier, neue Wege des Miteinander zu finden, um Spaltung wirkungsvoll zu überwinden. Der Freiheitsimpuls Rudolf Steiners gibt so zukunftsweisende Impulse, die die Menschen tief berühren. Dies wurde beim Palais.Gespräch deutlich.

    EIN NEUES KAPITEL sei aufgeschlagen, so hörten wir es bereits am Abend unserer Veranstaltung aus dem Munde der Experten. Es war wirklich eine besondere Stimmung und außergewöhnliche Atmosphäre an jenem Tag auf dem Dresdner Neumarkt.

    Jenes ’neue Kapitel‘ ist ein schönes Bild! Ein Bild, das uns eine Aufgabe gibt: Jenes Kapitel zu füllen mit gelebter Anthroposophie!

    Mit Leben zu füllen, indem wir Impulse setzen, ähnlich Samen in den Boden und aufgehende Pflänzchen gut pflegen. Der Boden hier in der Region scheint fruchtbar zu sein. Viele Menschen, die uns hier begegnen, sind offen und voller Dankbarkeit und tiefem Interesse für die Ideen Rudolf Steiners insbesondere in sozialen Fragestellungen.

  • Palais.Gespräch am 22. Juni 2025

    Palais.Gespräch am 22. Juni 2025
    von 17.00 bis ca. 19.30 Uhr am Neumarkt in Dresden

    „Leben in der Liebe zum Handeln
    und Lebenlassen im Verständnis des fremden Wollens
    ist die Grundmaxime der freien Menschen.“
    Rudolf Steiner

    Herausforderung Freiheit – Rudolf Steiners Ideen heute

    Freiheit ist der zentrale Grundwert des menschlichen Daseins. Er wird vom Grundgesetz in herausragender Weise geschützt.

    Rudolf Steiner, an dessen 100. Todesjahr 2025 gedacht wird, verfasste während seiner Jahre in Weimar eine „Philosophie der Freiheit“ und zeigte: Freiheit ist möglich, weil wir aus uns selbst heraus einsichtsvoll handeln können und in der Lage sind, eigenständige Entschlüsse zu fassen. Durch Freiheit kommt das Neue in die Welt!

    Steiners Ideen regen heute dazu an, das Verständnis von Freiheit neu zu denken und tiefer – auch spirituell – zu verankern, als es in politischen Debatten oft möglich oder gewünscht ist. Sie machen bewusst, was es heißt, ein Mensch zu sein.

    Im Rahmen des Dresdner PalaisSommers laden in einem ersten Teil Kenner von Steiners Werk zum fröhlichen Philosophieren und Improvisieren über das Thema Freiheit ein. In einem zweiten Teil erzählen Praktiker aus Waldorfschulen, anthroposophischer Medizin und Pflege darüber, wie sie in ihrem Handeln Freiheit konkret zu verwirklichen suchen.

    Begleitet wird die Veranstaltung von Musik mit Unterstützung von Waldorfschulen aus Sachsen und Eurythmie von der Eurythmiegruppe Dresden.

    Einklang
    Anna Katharina Schumann & Georg A. Schumann, Erkenne Dich selbst im Fremden e.V. mit Kindern von Dresdner Waldorfschulen

    Dialog
    Moderation: Jens Heisterkamp, info3-Verlag, & Silke Hohmuth, Kunst des Sozialen

    Freiheit als Herausforderung – Steiners Impulse neu entdecken

    • Wolfgang Müller, Autor ‚Das Rätsel Rudolf Steiner – Irritation & Inspiration‘
    • Börries Hornemann, World Goetheanum Association / RS2025 e.V.

    Zwischenklänge
    Eurythmie
    zu Musik von Bach, Schostakovich, v. Verschuer und Humoresken von Morgenstern – Eurythmiegruppe Dresden

    Praxisfelder der Anthroposophie

    • Holger Hähnel, Oberstufen-Lehrer an der Waldorfschule Chemnitz
    • Michael Schnur, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Schularzt der Freien Waldorfschule Dresden
    • Franziska Meinel & Michaela Schnur, Pflegeimpuls Dresden

    Ausklang
    Jazz
    Improvisationen3Davonkennich! (Schülerband der Freien Waldorfschule Dresden)

    Gut drei Monate nach der Dresdner BERT und knapp drei Monate nach dem Jubiläumsfestival auf dem Schlossplatz in Stuttgart gestaltet die Initiative Waldorfeltern ein erstes Dialogformat im öffentlichen Raum zu Rudolf Steiner und seinen großen Ideen.

    Ein Dankeschön allen Mitwirkenden für ihr einfach Mit- und Möglich-Machen:
    – den Panelgästen und dem Moderator
    – den Waldorfeltern und Lehrkräften aus Waldorfschulen in Sachsen
    – den Kindern und Jugendlichen aus Dresdner Waldorfschulen
    – der Eurythmiegruppe Dresden sowie begleitenden Musikern
    – der Anthroposophischen Gesellschaft in Dresden sowie der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland

    Und vor allem danken wir dem PalaisSommer, einem etablierten Kulturfestival in Dresden, für das Vertrauen und die Bühne vor der Dresdner Frauenkirche.

  • Jubiläumsfeier zum 100. Todestag Rudolf Steiner’s in Stuttgart

    Vom 28. bis zum 30. März 2025 lud die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland gemeinsam mit zahlreichen anthroposophischen Organisationen (Verbänden, Unternehmen, Initiativen) zu einem Jubiläumsfest zum 100. Todestag Rudolf Steiners nach Stuttgart auf den Schlossplatz ein.

    Mitten in der Stuttgarter Fussgängerzone waren eine große Bühne und zahlreiche Zelte aufgebaut, in denen informiert wurde, Austausch, Begegnung und Inspiration stattfand.

    VIELFALT LIEBEN war nicht nur Motto, sondern Programm an diesen drei Tagen. Welch ein Fest der Freude, der Verbundenheit und der lebendigen Ideen Rudolf Steiners!

    Viele Bekannte der Dresdner BERT (Mitwirkende und Gäste) trafen sich in Stuttgart – mit einem gravierenden Unterschied: wir waren diesmal nicht ‚unter uns in der behüteten Waldorfwelt‘, sondern mitten im Leben – in einer belebten Fussgängerzone. Und es war so-so-so großartig!!

    Ein großes Dankeschön für den Mut, die klare Haltung und die moderne, kreative Umsetzung der Idee an die Verantwortlichen – genau solche Formate braucht es heute, 100 Jahre nach dem Tod von Rudolf Steiner, in Ergänzung zu den etablierten Formen!

    Formate, die inspirieren, wo Begegnung passiert und wo über Irritationen, Steiner oder die Anthroposophie betreffend, ein offener Austausch möglich ist.

    DANKE an der Stelle insbesondere für das Q & A auf der neuen Webseite Anthroposophie.de!! Diese Antworten haben mir in Stuttgart direkt geholfen, mit Menschen im Gespräch aussagefähig gerade auch auf kritische Fragen zu sein.

    Hier noch meine persönlichen TOPs des Stuttgarter Festivals:

    1. Begegnung der Waldorf-Generationen – und der Austausch gerade auch mit über 80 jährigen ehemaligen Waldorf-Eltern bzw. teils sogar Schülerinnen und -Schülern. So ein Reichtum an Geschichten und Erlebnissen… insbesondere, wenn von der gleichen Schule mehrere Generationen ins Gespräch kommen.
      Reminder an mich selbst: Generationengespräche in Waldorfschulen anregen – die Geschichten, die erzählt werden wollen, sind einfach so besonders!!
    2. Mal wieder vom <Elternschatz> der Waldorfwelt geflasht zu sein, z.B. von Exile de Brave, dem Samstag-Abend-MusikAct, dessen Leadsänger ein Waldorfpapa aus dem Saarland ist. Ihn erst auf der Bühne zu erleben und dann im Backstage zu erfahren, dass er und seine Partnerin Waldorfeltern sind und seine Tochter zu erleben und mit ihr über Eurythmie & Co zu sprechen, war wundervoll!!
    3. Die Professionalität, Leichtigkeit und Zugewandtheit des Teams zu erleben. Sowohl von der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland untereinander und mehr noch im Miteinander mit den Partnern / Agenturen, mit denen das Format in den letzten 1,5 Jahren entwickelt wurde. Großes, großes Chapeau für diese Co-Kreation und insbesondere für das spürbar wertschätzende, vertrauensvolle Miteinander mit den zahlreichen Mitwirkenden.

    Gern möchte ich noch einen Gedanken teilen: Würde ein solches Fest auch in Dresden funktionieren – in der Prager Straße oder am Neumarkt? Oder in der Hauptstraße in Heidelberg? Oder in den anderen Städten, in denen wir Waldorfkindergärten und -schulen, Demeter-Landwirte, anthroposophische Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen etc.pp. haben?
    Wäre ein Themenzelt zu den“Lebendigen Ideen Rudolf Steiners“ denkbar bei regionalen (Kultur-)Events, in denen jene Ideen von lokalen Initiativen vorgestellt werden?
    Gäbe es auch in unseren Städten ein Publikum, das sich interessiert für Podiumsgespräche wie in Stuttgart, beispielsweise mit dem Thema ‚Zukunft des freien Menschen in einer zerrissenen Gesellschaft‘ ?
    Und wenn JA, wer setzt eine solche Idee um? – Wäre dies etwas, was „Wir (regionalen) Waldorfeltern“ als Idee aufgreifen und einfach machen könnten?
    Hat jemand Lust, diesen Gedanken ein wenig weiterzudenken? Schreibt uns gern: info@waldorfeltern.de

    Hier noch eine Auswahl an Impressionen – mehr in der Galerie der Veranstaltung:

  • Bundeselternratstagung 2025

    VON ANFANG BIS ZUKUNFT war der Titel der 92. Bundeselternratstagung (BERT) vom 7. bis zum 9. März 2025 in der Neuen Waldorfschule Dresden, die gemeinsam von zwei Dresdner Waldorfschulen (NWS & FWS) und der Bundeselternkonferenz gestaltet wurde. Der Untertitel ‚Lebendige Ideen Rudolf Steiners‘ zeigte den Fokus mit den Schwerpunkt-Themen:

    • Anthroposophie & Waldorfpädagogik
    • Wirtschaft & Nachhaltigkeit
    • Die Kunst des Sozialen

    In Form von Podiumsgesprächen, Workshops und Werkstatt-Formaten näherte man sich den Themen und versuchte, diese lebendig erfahrbar zu machen. 

    Es war uns Ehre und Verantwortung zugleich, im Steiner Jubiläumsjahr eine Bundeselternratstagung in Dresden zu gestalten und so eine Brücke vom Gründungsimpuls der Waldorfschule hin zu den Aufgaben und Herausforderungen der Waldorfschulen in der heutigen Zeit zu schlagen. Dabei wollten wir insbesondere die Aktualität der lebendigen Ideen Rudolf Steiners für die Zukunftsfähigkeit der Schulen in den Blick nehmen.

    Silke Hohmuth vom BERT-Orga-Team

    Gerald Häfner, Leiter der Sektion Sozialwissenschaften am Goetheanum, betonte in seinem Eröffnungsimpuls “Rudolf Steiner und die Waldorfschule – Von Anfang bis Zukunft” dass wir in den Waldorfschulen Anthroposophie mehr denn je brauchen – und zwar als lebendige Haltung, die Abgründe überwindet und den anderen wirklich verstehen will. 

    Im Rahmen der Tagung zeigte sich, dass gerade das Soziale in den Schulen eine hohe Kunst ist, die es gemeinsam zu gestalten gilt und die zugleich für jeden selbst persönliches Entwicklungspotenzial bereit hält. 

    Eltern, Lehrkräfte, Jugendliche und weitere Mitarbeitende aus Schulen und auch Kindergärten, insgesamt ca. 270 Menschen aus rund 100 Waldorfschulen, kamen nach Dresden. Übrigens dauerte es 22 Jahre, nach der BERT 2003 an der FWS Leipzig, bis eine ‘Ostschule’ wieder Gastgeberin dieser Tagung war. Dabei mangelt es hier wahrlich nicht an Initiativkraft: Die Schulen sind vergleichsweise jung, oft sind die Gründungseltern noch selbst Schuleltern und gewohnt zu improvisieren, was bei einem Event wie einer BERT wirklich hilfreich ist. 

    Die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland als inhaltlichen Partner und gleich mehrere Impulsgebende aus dem Goetheanum zu gewinnen, war dem Orga-Team von Anfang an ein echtes Anliegen! “Wir haben in der Vorbereitung gemerkt, wie viele wirklich tiefe Fragen es zu den ‘Lebendigen Ideen Rudolf Steiners’ in den Schulen gibt – hierfür braucht es sichere Quellen und Menschen, mit denen man diese Fragen bewegen kann.” so ist aus dem Orga-Team zu hören, das die Hoffnung hat, perspektivisch häufiger in direkten Austausch und möglicherweise in ein Miteinander zu relevanten Themen in den Schulen und auch zu den großen Fragen unserer Zeit zu kommen.

    Dabei zeigte es sich in der Zusammenarbeit für die Dresdner BERT vorteilhaft, dass mit Klaus-Peter Freitag ein Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland die Waldorfschulen, insbesondere die im Osten, wirklich gut kennt, und so auch “sensible Themen” gut bewegt werden konnten, wie im Dialograum “Anthroposophie, Demokratie & gesellschaftliches Engagement” gemeinsam mit Gerald Häfner von der Sektion Sozialwissenschaften am Goetheanum.

    Es gäbe von so vielen Highlights zu berichten – und das wird auch noch passieren, denn es wird einen Nachbericht zur BERT2025 geben, in dem Impulse und Mehrwerte der Workshops und Werkstätten geteilt werden sollen. 

    Rückblickend war die BERT2025 durchaus bewegend in der Vorbereitung: Einerseits gelang der Wunsch nach gelebtem ‘Miteinander & Füreinander’ im inhaltlichen Orga-Team von Eltern aus vier Schulen der Region auf ganz außergewöhnliche Weise. Auch gab es so besondere Lichtblick-Momente mit einer Vielzahl von Menschen aus der Elternschaft der gastgebenden Schulen, mit Lehrkräften, Mitarbeitenden im Bund der Freien Waldorfschulen und mit Menschen aus anthroposophischen Organisationen und Unternehmen, die – teils selbst Waldorfeltern – das Dresdner Engagement, Anthroposophie in den Waldorfschulen zu beleben, auf außergewöhnliche Art unterstützten.

    Gleichzeitig war die Vorbereitungszeit doch von einigen konfliktreichen Turbulenzen geprägt, gab es üble Nachrede und Ausschlüsse und wurde deutlich, wie wirksam und verführerisch jene Kräfte sind, die ein Miteinander & Füreinander schwächen oder sogar verhindern wollen und dass diese nicht nur von außen kommen, sondern auch in uns und durch uns selbst wirken bzw. von uns selbst – oft unbewusst – genährt werden. 

    Es gelang nicht, die Konflikt-Ursachen wirklich zu ergründen oder sie im Miteinander der Beteiligten zu lösen. Doch es gelang, eine wirklich großartige BERT zu gestalten und zwar so, dass kaum jemand der Gäste etwas von den Konflikten mitbekommen hat. Und – ganz ungeplant – entstand durch die Konfliktsituation als Lösungsansatz für schulverbindende Eltern-Initiativkraft jenseits von Gremien und formalen Zwängen die freie Initiative ‚Waldorfeltern‘.

    Jetzt nach der BERT bewegt einige Menschen aus dem Orga-Team die Frage, wie mit dem umzugehen ist , was war: Könnte eine Aufarbeitung gelingen? Haben die Beteiligten die Bereitschaft dafür und lohnt sich das hierfür notwendige Zeit-Investment? Wer könnte einen solchen Prozess begleiten? Oder würde ein Rückblick nur das schöne Erlebte trüben und hält ab von dem, was jetzt ansteht? Lässt man das Thema besser einfach ruhen, wissend, dass es weiter wirkt? Wie werden mehr Menschen wachsam für das Wahrnehmen jener Kräfte, lernen diese zu erkennen und klar zu benennen? Wo sind die Vorbilder und Gelingensbeispiele in unseren Organisationen, von denen wir in solchen Momenten lernen können?

    Eines dieser guten Beispiele für Schulmiteinander ist die Waldorfschule Gröbenzell und mit großer Dankbarkeit blicken wir auf Karl-Dieter Bodack, der die Dresdner BERT kurz vor seinem Tod (am 13.3.25) mit zwei Workshops zum anthroposophischen Sozialimpuls bereicherte und sich sichtlich wohl fühlte im Gewusel der Waldorfeltern. In der von ihm geteilten Präsentation kann man beginnen zu verstehen, wie jene oben genannten Kräfte wirken und welche Ordnung für ein gutes Miteinander von Schulgemeinschaften förderlich ist. Es war eine solche Freude, ihn zu erleben! 

    Es ist im Übrigen immer eine Freude, mit Menschen im Austausch zu sein, die tief verwurzelt sind in der Anthroposophie. Durch sie kommt eine andere Qualität und Perspektive in die Themen hinein, stellen sich andere Fragen und ist eine andere Bewegung hin zu Verbindung und Verbundenheit möglich.

    Solche Menschen braucht es heute mehr denn je in der Waldorfschul-Welt. Menschen, die Impulse geben und verstehen helfen, die ‘Kunst des Sozialen’ im formalen Rahmen wie auch mit inneren Fragestellungen zu bewegen. Menschen, die Freude an den Fragen der Waldorfeltern haben und ihrem Ringen mit und Verstehen Wollen der Anthroposophie und Waldorfpädagogik. So ist persönliche Entwicklung möglich, um gerade in konfliktreichen Zeiten mit ruhigem Herzen den vor uns liegenden Weg zu gehen.

    Einen noch unbekannten Weg, auf dem Gräben liegen und so auch ein Auftrag, wenn man dies als solchen verstehen will, Brücken zu bauen, um Begegnung zu ermöglichen, Verbindung und Verbundenheit zu schaffen und zu leben. Zwischen Ost und West genauso wie zwischen den Menschen in unseren Schulen, Kindergärten und letztendlich der ganzen Gesellschaft.

    Fotos in der Galerie von Birgit Thiemann, Karl-Schubert-Schule Leipzig